Mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ist auch der elektronische Arztausweis erforderlich geworden. Eine der Firmen, die den elektronischen Arztausweis vertreibt, ist Medisign. Diese Firma vertreibt auch die Medisignkarte. Diese Medsignkarte verspricht einen gesicherten Zugang zu privatärztlichen Verrechnungsstellen und wird auch von der Apotheker und Ärztebank für den Onlinezugang zu den dortigen Konten genutzt. Bisher findet sich im Netz reichlich Werbung für die Medisignkarte, den elektronischen Arztausweis etc., es finden sich wenig persönliche Erfahrungen.
Meine persönlichen Erfahrungen mit der Medisignkarte sind bisher negativ. Subjektiv habe ich bisher noch nie soviel Sorge um die tatsächliche Sicherheit meines PC gehabt, wie im Umgang mit der Medisignsoftware und entsprechend auch mit dieser Karte, die die sichere Kommunikation im Netz gewährleisten soll.
Zur meiner persönlichen Geschichte mit der Medsignkarte:
Nach dem langwierigen Bestellvorgang konnte die Karte problemlos wie im Handbuch beschrieben, in Betrieb genommen werden, die Openlimit- oder Medisignsoftware konnte ebenfalls problemlos installiert werden. Die Überprüfung der Funktion auf der Seite der Firma Medisign zeigte keine Fehler. Soweit schien bei relativ großem Aufwand alles in Ordnung.
Nach 3 Tagen kam dann die Fehlermeldung „Deaktiviert wegen Manipulationsverdacht“. Dennoch hat dieses „deaktivierte Programm“ meinen PC bei all seinen Aktionen um Welten verlangsamt. Der PC startete deutlich langsamer. E-mails aufzumachen wurde zur Geduldsprobe. etc.
Nachdem ich es dann geschafft hatte, an einem Tag zeitig genug von der Praxis an den häuslichen PC zu kommen um die Hotline noch zu erreichen, wurde per kostenpflichtiger Hotline und Fernwartungssoftware das Programm deinstalliert und neu installiert. Die Fehlermeldung schien der Hotline unbekannt. Auf Fragen, worauf diese Fehlermeldung zurückzuführen sei, gab es keine Antwort.
Nach 3 Tagen kam dann wieder die Fehlermeldung „Deaktiviert wegen Manipulationsverdacht“.
Ich habe das selbe Spiel dann wiederholt, keine neue Idee des Softwarehauses. Nach Wiederholung der Neuinstallation per Hotline habe ich dann selbst das nicht immer verständliche Handbuch gelesen. Ich dachte nun mit dem Integrity Check Tool des Softwarehauses im Internet eine Lösung gefunden zu haben. Dort wurde mir allerdings nur die Integrität der Software auf meinem PC (bei mehreren Versuchen) bestätigt, so dass das auch nicht weiter führte.
Nach Virensuche mit verschiedenen Programmen und Versuchen mit Änderung der Firewalleinstellungen und etwa 10 Versuchen der Neuinstallation und Mails an das Softwarehaus, mit Screenshots der Fehlermeldungen, meldete sich dann eine Mitarbeiterin von Openlimit per Mail. Es wurde ein Termin für einen Freitagnachmittag vereinbart. Vorab gab es eine Aufgabenliste. Unter anderem wurde dann gebeten, die zugeschickten Formulare mit der Lizenznummer, Seriennummer etc. zuzuschicken, zusätzlich wurde die Datei in der die Registrierung des Programms abgelegt ist (siqBC.lic) angefordert, wofür ist mir noch immer nicht offenkundig. Am Ende hat das Löschen dieser Lizenzdatei und deren Wiederherstellung mir auch wieder eine 3- Tagesfrist ermöglicht, in der das Programm zu funktionieren schien. Eine Abgabe der Privatabrechung an die PVS war dennoch nicht möglich.
Nun sollte man ein Programm, das nie funktioniert, auch wieder kündigen können. Das geht auch, nach 2 Jahren. Solange muss man den Monatsbeitrag bezahlen.
Mehrfache (kostenpflichtige) frustrane Fernwartung des PC (mit Zugriff auf alles auf dem PC) durch besagtes Softwarehaus, angeforderte Übermittlung der persönlichen Lizenzdateien und Kodes stellen mit Sicherheit ein viel größeres Risiko für die Sicherheit meines privaten PCs dar als dies jeder E-Mail Versand tut. Risiken entstehen ja immer durch Menschen, PCs sind weder gut noch böse. Die von mir benutzte Software hat für mich - auch noch ohne jeden Erfolg- viel mehr Aufwand und Risiken bewirkt als jedes andere Progamm mit dem ich in den letzten 20 Jahren PC Nutzung konfrontiert war.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich diesen Aufwand mit diesen Risiken an meinem Praxis-PC – im laufenden Betrieb betreibend wollte, wird mir schon bei dem Gedanken übel.
Mein bisheriger Eindruck:
Großer Aufwand, kein erkennbarer Nutzen, gravierend verminderte Datensicherheit. Zu Fuß und per Straßenbahn hätte ich meine Daten wesentlich schneller und sicherer abliefern können. Das Geld hätte ich mir sparen können. Selbst nach dem Löschen verursacht das Programm noch Fehlermeldungen bei Aufruf diverser alltäglicher Programme, z.B. öffnen eine PDF, Acrobat vermisst jetzt Signcube, wie man das los bekommt- ich bin bisher nicht dazu gekommen nochmals viele Stunden in die Abgründe dieser Software zu investieren. Dass mich die Sabotage meines Computers Geld kostet stört allerdings schon.
Signaturkarten sind sicher eine gute Idee, wenn sie irgendwann wirklich problemlos funktionieren und tatsächlich die Datensicherheit erhöhen, dahin scheint es jedenfalls nach meinem Eindruck noch ein weiter Weg zu sein. Bisher ist mein Eindruck Sicherheitslücken wird durch das mangelhafte Programm Tür und Tor geöffnet.
Die AOK meint: Für das Gesundheitswesen bedeutet Telematik, mit Hilfe moderner Kommunikation die Effizienz der medizinischen Versorgung zu verbessern. Aus meiner Sicht handelt es sich bisher um ein Geschäft ohne Nutzen für Patienten und Ärzte.
Ich würde mich über Mails anderer Betroffener freuen.